Die „Cholesterin-Lüge“ – was ist dran?
Wenn ich auf meine Medikamente angesprochen werde, entzündet sich mit (un-) schöner Regelmäßigkeit eine Diskussion, die beginnt mit „Statine – wie kannst Du nur“ oder „Cholesterinwerte – das ist doch Quatsch“.
Irgendwann haben die Betreffenden meist einmal von der „Cholesterin-Lüge“ gehört und diesen Begriff gespeichert. Nein, sagen sie und führen als Gründe auf,
- Cholesterin sei ein notwendiger Bestandteil des Körpers
- man könne seine Cholesterinwerte durch eine gesunde Lebensweise, als Sport und gesunde Ernährung, regulieren
- Statine seien mit starken Nebenwirkungen verbunden und würden die Muskeln schädigen.
Am Anfang: ein verhängnisvolles Buch
Den Begriff der „Cholesterin-Lüge“ setzte der Prof. Dr. Walter Hartenbach, früher Chefarzt der Chirurgischen Klinik in Wiesbaden, mit seinem gleichlautenden Buch in die Welt.
Er behauptete, Cholesterin sei ein Zeichen für Aktivität und es gebe keinen Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit eins Herzinfarkts oder der Entwicklung einer Arteriosklerose.
Seitdem taucht diese Ente immer wieder einmal, meist im Sommerloch, in Boulevardblättern und Privatsendern auf.
So falsch kann das doch nicht sein, meinen Sie – immerhin hat das ein Professor geschrieben.
Doch, auch Professoren können Quatsch schreiben. Hartenbach schreibt sogar, es bestehe kein Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs.
Alle wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen das Gegenteil dessen, was er schreibt und über die Bewertung sind sich alle medizinischen Fachgesellschaften und Patientenverbände einig:
Was ist dran an diesen Thesen?
– Ist Cholesterin ein notwendiger Bestandteil des Körpers?
Ja! Cholesterin wird vom Körper selbst produziert.
Dabei gibt es sogenanntes „gutes“ Cholesterin und „schlechtes“ Cholesterin, HDL und LDL. Schädlich ist grob gesagt nur das „schlechte LDL“.
– Kann man seine Cholesterinwerte durch gesunde Lebensweise beeinflussen?
Ja, und man sollte das unbedingt. Bewegung und Ernährung haben einen Einfluss. Fettreiche tierische Lebensmittel sollte man seltener zu sich nehmen oder vermeiden, Obst und Gemüse sind gesund.
Aber: nur ein Viertel des Cholesterins wird über Nahrung aufgenommen, dehalb beinflusst die Lebensweise den Cholesterinspiegel nur beschränkt.
– Schädigen Statine die Muskeln?
In der Tat hört man relativ oft, dass Muskelschmerzen bei der Einnahme von Statinen auftreten. Die Studien gehen von einem Anteil von ca. 5 % aus.
Dass der Anteil der Klagen „gefühlt“ höher liegt, liegt wohl daran, dass Herzpatienten oft ältere Menschen sind, die dann auftretende Muskel- oder Gliederschmerzen als Nebenwirkung ihrer Medikamente ansehen.
In solchen Fällen hilft fast immer, ein anderes Statin zu nehmen. Jeder Patient verträgt jedes Medikament anders. Wenn das nichts hilft, gibt es ncoh die Alternative der Blutwäsche.
Was macht dieses „schlechte“ Cholesterin?
Cholesterin lagert sich in den Arterien ab. Zusammen mit den anderen Hauptriskofaktoren Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen wird dadurch die Innenwand der Herzgefäße geschädigt und es kann zur Einengung führen. Wenn die sich dann durch ein Blutgerinnsel ein Gefäß verschließt, kommt es zum Herzinfarkt oder auch zum Schlaganfall.
Welche Werte sind denn nun normal?
Das hängt – einfach gesagt – davon ab, ob Du gesund oder krank bist. Und es hängt davon ab, ob auf Dich bestimmte Risikofaktoren zutreffen.
Risiko | LDL-Wert |
Mäßig (1 Riskofaktor) | <115 mg/dl |
Hoch (gravierendes Risiko, z.B. Diabetes oder mehrere Risiken) | <100 mg/dl |
Sehr hoch (Arteriosklerose an Herz oder Gefäßen z. B. Herzinfarkt oder Diabetes mit Gefäßschäden oder schwere Nierenfunktionseinschränkung | <70 mg/dl |
Der HDL-Wert sollte über 40 mg/dl liegen.
Die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts beträgt in den nächsten 10 Jahren bei mäßigem Risko 1% bis < 5%, bei hohem Risiko ≥ 5% bis < 10%) und bei sehr hohem Risko ≥ 10%