Hoher Blutdruckwert: Oft sind lediglich Fehler beim Messen schuld
Jeder weiß, dass ein zu hoher Blutdruck ernst zu nehmen ist. Wichtig zu wissen ist aber auch, dass erhöhte Werte häufig auf einem fehlerhaften Vorgehen beim Messen beruhen, z. B. wenn man die wichtige Fünf-Minuten-Regel missachtet hat, was weitreichende Folgen haben kann.
Viele Patienten bekommen nach wie vor nicht gesagt, wie man seinen Blutdruck richtig misst und dass bereits kleine Fehler für deutlich erhöhte Werte verantwortlich sein können, obwohl der Blutdruck eigentlich gut eingestellt ist. Werden dann womöglich zu starke Blutdrucksenker verschrieben, kann das der Grund für eine verstärkte Müdigkeit oder andere Nebenwirkungen der Blutdrucksenker sein wie etwa Schwindelgefühle oder dass Ihnen beim Aufstehen regelmäßig schwarz vor Augen wird bis hin zu Ohnmachtsattacken.
Jeder Mensch mit einem erhöhten Blutdruck sollte daher unbedingt darüber informiert werden, wie man seine Werte richtig bestimmt. Hier die wichtigsten Regeln im Überblick:
Ruhige Umgebung
Bei der Blutdruckmessung ist für eine ruhige Umgebung zu sorgen, in der nicht gesprochen wird. Bei manchen Menschen kommt es ansonsten allein deshalb zu höheren Werten.
Zuerst 5 Minuten entspannt sitzen
Wichtig ist es, die Messung erst zu beginnen, wenn man fünf Minuten entspannt gesessen ist (Beine nicht übereinanderschlagen). Wer an dieser Stelle einwendet, dass diese Fünf-Minuten-Regel aber selbst in Arztpraxen oft nicht eingehalten wird, hat nicht Unrecht. Häufig besteht im Sprechstunden-Ablauf ein hoher Zeitdruck, der guten Messungen entgegenstehen kann und dazu beiträgt, dass die Blutdruckwerte in Arztpraxen häufig höher ausfallen als bei den Selbstmessungen zu Hause.
Zweimal nacheinander messen und niedrigeren Wert nehmen
Der Blutdruck ist insgesamt zweimal in Folge zu messen.Von beiden Messungen zählt der niedrigere Wert. Das ist wegen der nachlassenden Anspannung zumeist der Wert der zweiten Messung. Wie lange die Pause zwischen den beiden Messungen sein soll, wird teilweise unterschiedlich beantwortet. Die Herzstiftung empfiehlt eine halbe bis ganze Minute, während die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) ein bis zwei Minuten angeben, was in der Praxis aber meist keinen wesentlichen Unterschied bedeuten dürfte.
Vor Frühstück, Kaffee oder Tee
Um bei der wichtigen Bestimmung des morgendlichen Blutdrucks unverfälschte Werte zu erhalten, erfolgt die Messung vor dem Frühstück, ehe Kaffee oder Schwarztee getrunken wurde. Ebenso ist es nicht erlaubt, vorher zu rauchen, und es sollte noch keine Medikamenten-Einnahme erfolgt sein.
Manschette auf Herzhöhe
Wichtig ist, dass sich die Manschette beim Messen tatsächlich auf Herzhöhe befindet. Die Bedeutung dieser Regel kann übrigens jeder einfach selbst überprüfen, indem man bei einer Handgelenksmessung den gestreckten Arm nach unten hängen lässt, was schwerkraftbedingt zu deutlich höheren Werten führt. Umgekehrt ergeben sich viel niedrigere Werte, wenn der Arm ausgestreckt nach oben gehalten wird. Noch eindrücklicher ist der Effekt, wenn man den Blutdruck im Stehen etwas oberhalb des Fußknöchels misst, was bei gesunden Beingefäßen zu äußerst hohen Werten führt.
Empfehlung: Für eine Oberarm-Messung im Sitzen legt man seinen Unterarm entspannt auf den Schoß oder vor sich auf einen normal hohen Tisch. Die Manschette befindet sich dann automatisch auf Herzhöhe. (Für Handgelenksmessungen wird die Hand etwas unterhalb der gegenüberliegenden Schulter locker abgelegt, sodass der Arm im Ellenbogengelenk gebeugt ist.)
Richtige Manschette
Bei einem Oberarmumfang von mehr als etwa 33 cm lautet die Empfehlung, eine breitere Manschette statt der Standardgröße zu verwenden. Am besten Sie nehmen in einem solchen Fall Ihr Blutdruckmessgerät mit in die nächste Sprechstunde und fragen Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, ob die gewählte Manschette passend ist.
Am richtigen Arm messen
Grundsätzlich muss überprüft werden, ob die Blutdruckmessung am linken oder rechten Arm höher ausfällt. Die Messungen erfolgen dann auf der Seite, auf der sich die höheren Werte zeigen. .
Wie oft soll man messen?
Häufigere Kontrollen sind immer dann zu empfehlen, wenn bei Ihnen z. B. gerade eine Medikamenten-Änderung stattgefunden hat. Je nachdem wie schnell sich die Werte auf ein neues Niveau einpendeln (häufig ein bis zwei Wochen), kann es bis dahin sinnvoll sein, den Blutdruck täglich zu messen, optimalerweise morgens und abends und ggf. auch mittags, um einen ausreichenden Eindruck zu unterschiedlichen Tageszeiten zu bekommen. Hinweis: Für einen genauen Tagesverlauf, der auch die wichtigen Nachtwerte umfasst, ist dagegen eine 24-Stunden-Messung besser geeignet, wie sie von Zeit zu Zeit bei jedem Menschen mit erhöhten Blutdruckwerten ratsam ist. Falls dies bei Ihnen daher schon länger nicht mehr erfolgt ist, können Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt durchaus darauf ansprechen.
Empfehlenswert kann ein engmaschiges Messen außerdem sein, wenn es im Sommer zu einer Hitzewelle kommt. Denn nicht selten geht der Blutdruck unter dem Einfluss von Wärme deutlich nach unten, insbesondere wenn gleichzeitig zu wenig getrunken wird. Erkennt man mit dem häufigeren Messen frühzeitig eine Blutdruckverringerung, lassen sich Kreislaufprobleme meist mit einfachen Gegenmaßnahmen verhindern (z. B. Trinkmenge erhöhen oder in Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt die Blutdruckmedikamente reduzieren).
Regelmäßige Messungen können auch sinnvoll sein, wenn man seinen Alltag gerade auf einen gesünderen Lebensstil umstellt, z. B. mehr Sport treibt oder auf eine gesundheitsfördernde Ernährung achtet. Oft zeigen sich dann niedrigere Werte, die eine Reduktion der Medikamente möglich machen.
Wichtig: Gezielte Extramessungen sollten Sie vornehmen, wenn Beschwerden auftreten, die z. B. eine Nebenwirkung von zu hoch dosierten Blutdrucksenkern sein könnten wie etwa die eingangs erwähnten Symptome (verstärkte Müdigkeit, Schwindelgefühle bzw. dass einem beim Aufstehen regelmäßig schwarz vor Augen wird, Ohnmachtsattacken). Anhand der zu Hause gemessenen Werte kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt dann einfacher erkennen, ob die aktuellen Dosierungen für Ihren Alltag möglicherweise zu hoch sind.
Ist der Blutdruck dagegen bereits seit Jahren unverändert gut eingestellt, müssen die Werte nicht ständig kontrolliert werden. Je nachdem wie oft bei einem Arztbesuche vorgesehen sind, kann es reichen, nur in den Tagen vor dem Sprechstundentermin zu messen, um für die Besprechung aktuelle Werte vorlegen zu können. Ob darüber hinaus z. B. vierteljährliche Messungen oder andere Abstände zu empfehlen sind, legt man individuell in Rücksprache mit seiner Ärztin oder seinem Arzt fest.
Hinweis: Hinsichtlich der Häufigkeit von Blutdruckmessungen ist entsprechendes Augenmaß empfehlenswert. Zwar sind regelmäßige Messungen grundsätzlich positiv zu bewerten, damit Ihnen Verschlechterungen des Blutdrucks nicht entgehen, allerdings sollte daraus kein Zwang werden, bei dem man ständig mit Sorge an seine Werte und die nächste Messung denkt. Letztendlich besteht die Kunst darin, sich als Blutdruckpatient zwar regelmäßig den Blutdruck zu messen, dies aber nicht in den Lebensmittelpunkt zu rücken, sondern einen unkomplizierten Umgang mit dem Thema zu entwickeln.
Messung am Handgelenk?
Wer mit einem Handgelenkgerät misst, sollte überprüfen, ob die Werte tatsächlich den Ergebnissen am Oberarm entsprechen, was je nach Gerät und Mensch nicht immer der Fall ist. Zeigt sich kein Unterschied, spricht nichts gegen ein Handgelenkgerät, zumal deren Handhabung oft einfacher ist und die Modelle häufig günstiger sind. Tipp: Falls Sie für Vergleichsmessungen nicht gleichzeitig über ein Oberarmgerät verfügen, können Sie dafür auch in die Apotheke oder Arztpraxis gehen und sich dort den Blutdruck parallel zu Ihren Messungen am Handgelenk bestimmen lassen, was oft unkompliziert möglich ist.
Werte in der Arztpraxis oft höher
Wenn Ihr selbst gemessener Blutdruck typischerweise niedriger liegt als die Messungen in der Arztpraxis, kann das eine einfache Erklärung haben. Denn einer der bekanntesten Gründe für verfälschte Messwerte sind ausgerechnet Blutdruckmessungen, wenn diese von Ärzten vorgenommen werden. Allein durch die Gegenwart eines Arztes kommt es bei vielen Menschen zu einer mehr oder weniger starken Anspannung, was mit entsprechenden Blutdruckerhöhungen einhergehen kann und in Medizinerkreisen als „Weißkitteleffekt“ bezeichnet wird.
Dabei sollte man wissen, dass der Effekt eine sehr häufige und normale Körperreaktion darstellt, insbesondere wenn man bedenkt, in welcher speziellen Situation man sich als Patient während der Sprechstunde befindet und welche persönlichen Dinge dabei thematisiert werden.
Entsprechend schreiben nicht wenige Ärzte den Messungen in der Arztpraxis auch nur eine nachrangige Bedeutung zu und greifen bevorzugt auf Messwerte außerhalb der Arztpraxis zurück, also z. B. auf 24-Stunden-Blutdruckmessungen oder die Selbstmessungen zu Hause, die deshalb sehr gewissenhaft durchgeführt werden sollten.
So wird Ihnen die richtige Dosierung verschrieben
Wenn Sie in der Sprechstunde Ihre Blutdruckwerte vorlegen, gibt es einen wichtigen Punkt, den viele vergessen: Neben Uhrzeit, Datum und Wochentag sollten Sie unbedingt vermerken, wie Sie gemessen haben, also z. B. „vor dem Frühstück, vor der Medikamenten-Einnahme, am Oberarm, zwei Messungen im Abstand von einer Minute, vorherige Ruhezeit 5 Minuten usw.“ Mit diesen Zusatzangaben kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt die Werte auf einen Blick besser einschätzen und die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass Ihnen unpassende Blutdrucksenker-Dosierungen verschrieben werden.
Nicht vergessen sollten Sie, in der Sprechstunde auch von eventuellen Beschwerden zu berichten, die eine Nebenwirkung von zu hoch dosierten Blutdrucksenkern darstellen könnten (wie etwa verstärkte Müdigkeit, Schwindelgefühle oder dass Ihnen beim Aufstehen regelmäßig schwarz vor Augen wird, Ohnmachtsattacken). Denn eine gute Blutdruckeinstellung orientiert sich nicht nur an den Messwerten, sondern umfasst immer auch die Abwägung, wie tief der Blutdruck gesenkt werden kann, ohne dass Probleme auftreten.
Fazit & Empfehlung: 1. Beachten Sie beim Blutdruckmessen unbedingt die Regeln zur korrekten Bestimmung. 2. Legen Sie Ihre Werte regelmäßig in der Sprechstunde vor und notieren Sie dabei nicht nur wann gemessen wurde, sondern auch wie. 3. Vergessen Sie nicht von eventuellen Nebenwirkungen zu berichten.
Weitere Informationen zu Blutdruck und Herzkrankheiten
Viele weitere Informationen erhalten Sie auf der Seite der Deutschen Herzstiftung, wenn Sie dort auf der linken Seite „Blutdruck“ ausklappen.
Quelle: Deutsche Herzstiftung.
Redaktion: Dr. med. Karl Eberius,
Wissenschsftliche Beratung: Professor Dr. med. Thomas Meinertz