Herz und Seele: Psychokardiologie

Herz und Seele stehen in einer Wechselwirkung zueinander. Psychische und soziale Faktoren beeinflussen die Entstehung und den Verlauf von Herzerkrankungen sowohl negativ als auch positiv. Und umgekehrt werden durch Herzerkrankungen psychische oder auch soziale Probleme hervorgerufen oder verstärkt.

Am häufigsten treten im Zusammenhang mit Herzerkrankungen Schlafstörungen, Depressionen und Ängste auf. Das Spektrum reicht dabei von Beklemmungsgefühlen bis zu Ängsten, die als lebensbedrohlich empfunden werden.

Depression

Die Häufigkeit von Depressionen nach einem Herzinfarkt ist etwa 2 bis 3mal höher als bei der Bevölkerung insgesamt. 60-80 % der an einer schweren Herzinsuffizienz Erkrankten leidet an einer Depression. Umgekehrt steigt bei einer lang anhaltenden  das Risiko für Herzkrankheiten.

Welche Anzeichen gibt es?

Das Gefühl von Erschöpfung oder Überforderung, eine länger anhaltende Traurigkeit können seelische Anzeichen sein. Möglicherweise gibt es aber auch zusätzlich oder ausschließlich körperliche Symptome. Dazu gehören Schlafstörungen, Verspannungen, Appetitlosigkeit, Engegefühl im Brustkorb, hoher oder schwankender Blutdruck und einige andere.

Angststörungen

Jede Herzkrankheit, vor allem auch ein Herinfarkt oder Herzrhytmusstörungen, ist sehr beängstigend. Man achtet dann viel genauer auf sein Herz. Steigert sich das, können Anzeichen wie Herzrasen, Brustschmerzen oder Atemnot immer häufiger als auftreten und es kommt zu Panikattacken.

Viele Menschen haben diese Angst vor Herzerkrankungen so stark, dass es auch ohne nachweisbare Schäden des Herzens zu Panikattacken mit Herzrasen und Atemnot kommt.

Was kann ich tun bei seelischen Problemen?

  • Regelmäßige Bewegung
    Jede Form von Bewegung trägt dazu bei, Ihre seelische und körperliche Gesundheit zu unterstützen. Mehrmals Ausdauertrainings in der Woche können Antidepressiva in vielen Fällen ersetzen
  • Tagestruktur
    Geben Sie sich eine gute Tagestruktur, an die Sie sich halten. Das gilt natürlich vor allem, wenn Sie nicht mehr berufstätig sind.
  • Soziale Kontakte
    Tauschen Sie sich mit Familie oder Freunden aus. Gehen Sie zu einer Selbsthilfegruppe oder einer Herzsportgruppe, die Kontakte unter Betroffenen bietet. Das hilft, Einsamkeit zu überwinden und Stress abzubauen.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt
    Der kann einen Verdacht auf Depressionen weiter abklären.
  • Suchen Sie psychologische Hilfe
    Oft hilt schon eine Kurztherapie
  • Medikamente
    In schwereren Fällen können auch Medikamente erforderlich sein. Sprechen Sie aber vorher mit Ihrem Kardiologen, da z.B. bei Herzschwäche Antidepressive kontraindiziert sind.

Podcast Herz und Psyche

Im Kardio-Podcast „KardioBeat“ hat Prof. Dr. med. David Duncker von der Medizinischen Hochschule Hannover jeden Monat renommierte Expert:innen zu Gast, mit denen er über aktuelle Themen der Kardiologie spricht. In der 8. Folge des Kardio-Podcasts „KardioBeat“ ist Prof. Dr. med. Kai Kahl zu Gast. Zunächst besprechen die beiden Experten, warum es beim Thema „Herz und Psyche“ wichtig ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und alle Patienten und Patientinnen mit einer kardiologischen Grunderkrankung auch nach psychischen Symptomen zu fragen. Sie geben Tipps, wie die Hemmschwelle, nach diesen fachfremden Themen zu fragen, im kardiologischen Alltag überwunden werden kann und erklären, welche zentrale Rolle vier einfache Fragen dabei spielen können.

Des Weiteren gehen sie darauf ein, warum Herz und Psyche so eng miteinander verbunden sind, welche Zäsur eine kardiologische Erkrankung für das Leben der Betroffenen darstellen kann und welche zentrale Bedeutung das Herz nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus historischer und emotionaler Sicht hat.

Außerdem schildert Prof. Kahl seinen klinischen Alltag als Psychokardiologe. Er spricht die Bedeutung von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) für die medizinische Versorgung von Patient:innen mit psychiatrischen Erkrankungen an und erläutert, ob es einen Unterschied macht, die Depression eines Herzerkrankten oder eines Nicht-Herzerkrankten zu behandeln. 


Hören Sie rein und freuen Sie sich auf spannende Insights rund um das Thema Psychokardiologie. 

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